Hohenstaufen-Gymnasium Göppingen
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ADAC - Fahrsicherheitstraining der Kursstufe 12 am Wandertag



„Wer bremst, verliert!“ - „No risk, no fun!“
Björn feiert heute Geburtstag. Es ist kein stinknormaler Geburtstag. Heute wird er 18 Jahre alt. Bereits vor gut 2 Monaten hat er die Führerscheinprüfung erfolgreich bestanden und kann es kaum erwarten, heute nun endlich eine kleine Spritztour mit seinem neuen 3er BMW, den ihm seine Oma schenkte, zu machen. In voller Euphorie ruft er gleich seine vier besten Freunde an und lädt sie auf den kleinen „Ausritt“ ein. „Soll’n wir uns nicht anschnallen?“, fragt der erst 17-jährige Mike. „Man eh, bist du uncool!“, antworten die vier irritiert.
„218 PS, 0 auf 100 in 6,6 Sekunden, Spitze 250 km/h!“, protzt Björn. „Na dann zeig mal, was die Karre drauf hat!“, sind sich die vier einig. 20, 60, 90, 110,…Björn beschleunigt immer weiter auf der feuchten Landstraße. Dann eine uneinsichtige Linkskurve, Björn steht weiter voll auf dem Gaspedal, die Tachonadel zeigt mittlerweile 155 km/h an. Plötzlich bricht das Heck des BMW aus, Björn dreht wie verrückt am Lenkrad, doch das Auto reagiert nicht. Gefühlt wird der 3er BMW immer schneller, statt langsamer. Die anfangs noch erheiterte Stimmung hat sich schlagartig verändert. Es herrscht Stille. 130 m weiter sind die 1,7 Tonnen des BMW in der Botanik zum Stillstand gekommen. Um haaresbreite hätte die Spritztour aber an einem nichts verzeihenden Baum ihr jähes Ende für fünf junge Menschen gefunden…


Diese fiktive Geschichte spiegelt die alltägliche Realität auf deutschen Straßen wider. Jedes Jahr ereignen sich in Deutschland rund 2,3 Mio. Verkehrsunfälle mit 20 000 Schwerverletzten und fast 5 000 Toten. Besonders erschreckend dabei ist die Tatsache, dass jedes fünfte Todesopfer zwischen 18 und 24 Jahren alt ist, obwohl der Bevölkerungsanteil dieser Gruppe lediglich bei 8,3% liegt.
Hauptursachen dabei sind vor allem mangelnde Erfahrung, falsches Einschätzen von Gefahren, Übermut und damit verbunden v.a. zu hohe Geschwindigkeit.

Zur Vermeidung dieser Aspekte und zur Sensibilisierung junger Fahrer, organisierte Herr Balewski auch dieses Jahr ein Fahrsicherheitstraining des ADAC auf der Verkehrsübungsanlage am Solitudering in Leonberg-Eltingen für die Kursstufe 12.
In 4 Gruppen a 12 Personen machten wir „Oberstüfler“ uns mit unseren Privatfahrzeugen zusammen mit Herrn Balewski auf den Weg zum 8-stündigen Training nahe Stuttgart. Zunächst wurden wir von unseren Trainern gefragt, welche Extremsituationen wir bereits erlebt haben bzw. vor welchen wir uns besonders fürchten. Danach ging es auch schon gleich los.
Als erste Übung sollten wir eine Gefahrenbremsung aus Tempo 30 ausführen. Hierbei zählt v.a. eine schnelle Reaktion und ein kräftiger Fuß auf dem Bremspedal („Büffeltritt“). Anschließend wurde uns erklärt, wie man im Auto seine korrekte Sitzposition (=Grundvoraussetzung für sicheres Fahren) findet. Dabei stellte sich heraus, dass viele von uns im Auto eine Liege-/Schlafposition einnehmen, anstatt die Rückenlehne aufrecht (110°-Winkel) zu stellen. Auch die Lenkradhaltung ist sehr wichtig, um im Falle der Fälle angemessen reagieren zu können („Viertel vor drei“ - Position).
Die nächste Übung war die Kreiselfahrt. So schnell wie möglich sollten wir im Kreisel fahren, um die auftretenden Fliehkräfte zu erfahren und die Grenzen unserer Autos auszuloten.
Im Anschluss ging es dann direkt auf das Highlight der Übungsanlage, der Hydraulik-Schleuderplatte. Bei ungefähr 40 km/h riss sie uns buchstäblich das Heck weg. Ein anfangs sehr seltsames und ungewohntes Gefühl. Wer hier nicht zügig gegenlenkte (in die richtige Richtung!), drehte sich zwangsläufig um 180° und durchstreifte die Wasserfontänen, die Hindernisse darstellen sollten. Das Gripniveau auf dieser Gleitfläche ist dabei vergleichbar mit dem einer vereisten Straße im Winter. Wir steigerten unsere Geschwindigkeit um 5 km/h. Nicht schlecht staunten wir, dass diese Übung nun nicht mehr erfolgreich zu absolvieren war. Diese Erfahrung machten wir aber auch beim Bremsen auf der rutschigen Gleitfläche. Gnadenlos schoben unsere Fahrzeuge über die simulierte Eisfläche, eine Verzögerung war so gut wie nicht spürbar.
Die letzte Übung am Nachmittag war aber eindeutig die actionreichste. Wir simulierten den sogenannten „Elchtest“, bei dem 1997 die A-Klasse auf die Seite kippte. Mit 65-80 km/h fahren wir  ungebremst einen Spurwechsel nach links und danach gleich wieder nach rechts durch die Pylonengasse. Simuliert wird dabei ein schnelles Ausweichmanöver auf einer Landstraße. Bemerkenswert, welche G-Kräfte dabei wirken und wie man als Insasse von der einen zur anderen Seite geschleudert wird. Auch die Slalomübung, bei der wir aufgestellte Pylonen möglichst schnell (=mit quietschenden Reifen) umrunden sollten, verlangte einiges von uns jungen Fahrern ab, machte aber richtig Spaß.
Kurz nach 16 Uhr erhielten wir noch alle Urkunden vom ADAC (für die erfolgreiche Teilnahme) und fuhren mit einem sicheren Gefühl nach Hause.

Zusammenfassend war es für uns alle ein sehr lehrreicher, respekteinflößender, aber v.a. auch spaßiger Tag. Ein Fahrsicherheitstraining können wir insbesondere jedem Fahranfänger nur empfehlen. Im nächsten Jahr wollen die meisten von uns das Training sogar wiederholen!

Patrick Köstner