Hohenstaufen-Gymnasium Göppingen
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Aufführung des Musicals "Krach bei Bach"

am 9. 3. 06 in der Stadtkirche Göppingen

Von Kerim Doosry

"Krach bei Bach" wurde von Rainer Bohm (Musik) und Gabriele Timm (Text) für das Bach-Jahr 2000 geschaffen, und zwar als ein Beitrag, der besonders Jugendliche ansprechen sollte. Das Musiktheaterstück schlägt eine Brücke von der barocken Welt des Komponisten zur aktuellen Gegenwart, indem es Motive aus Bachs Werken mit Elementen der Popkultur verbindet. Jetzt hat es Christian Römer für die Schule entdeckt. Als ein klassenübergreifendes Projekt, das alle Jahrgangsstufen umfasste, wurde es von Chor (Leitung: Peter Joas) Orchester (Leitung: Christian Römer) und Theater AG (Leitung: Gerald Schelle) des Hohenstaufen - Gymnasiums zur Aufführung gebracht. Der Ort des Geschehens passte genau zum Thema. Das Musical, das um das Leben des Kirchenmusikers kreist, wurde in der Stadtkirche aufgeführt.

Die Schüler sangen mit einer Freude, die ansteckte. Sie meisterten eindrucksvoll die Herausforderung, die in der teilweise polyphonen Vielstimmigkeit der Chorsätze lag, die sie mit Peter Joas erarbeitet hatten. Die Stimmen wurden gehalten, gewannen, wo nötig, Eigenständigkeit und waren harmonisch aufeinander bezogen. Eine Melodik entfaltete sich, die innerlich belebt und transparent wirkte. Dabei wurden die Sänger differenziert und genau vom Orchester begleitet. Unter dem Dirigat Christian Römers war stets dafür gesorgt, dass Chorstimmen und Instrumente in der Balance blieben. Trefflich aufeinander abgestimmt, gelang es Chor und Orchester stilsicher den spezifschen Charakter der einzelnen Stücke herauszuarbeiten. Sei es nun, um pars pro toto zu sprechen, die lyrische Innigkeit bei der modifizierten Version von Bach/Gounods Ave Maria oder der empor strebende Jubel bei "Hört den Klang", das die Kantate Auf, schmetternde Töne zitiert.

Der komplexen Rhythmik und Harmonik von "Schlummert ein, ihr matten Augen", einer gekürzten, satztechnisch und textlich veränderten Fassung der Arie Nr. 3 aus der Kantate Ich habe genug, bemeisterten sich die Sänger, kongenial unterstützt von den Streichern, so gekonnt, dass man meinte, ein himmlisches Wiegenlied zu hören. Wunderschön.

Die Handlung des Musicals zeigt das Genie als konkreten Menschen, der allen Widrigkeiten des Alltags ausgesetzt ist. Ob in Beruf, Familie oder Politik, Bach hat überall Krach. Das Geschehen wurde von Gerald Schelle mit leichter Hand in Szene gesetzt. Seine Spieler kamen ganz ohne den übertriebenen Gestus aus, der oft mit Theater verwechselt wird. Sie ruhten in sich und erreichten eben dadurch ein hohes Maß an Präsenz. Die Figuren, die sie entwickelt hatten, waren charakteristisch gezeichnet und schienen aus einer eigenen Lebensgeschichte gespeist zu sein. Bachs labiler Sohn Bernhard trat als Motorrad- Rebell auf, und der Komponist selbst erschien als Künstlernatur, die Sensibilität mit streitbarer Kampfbereitschaft vereinigt, um nur zwei Beispiele zu nennen. So frei, so ausdrucksvoll können Jugendliche schauspielern, wenn sie richtig angeleitet werden. Einen besonderen Moment, der den Abend abrundete, bildete der Schluss des Konzerts. Nachdem die letzten Töne des Musicals verklungen waren, gab es noch einmal Bach pur. Der Bezirkskantor Klaus Rothaupt spielte auf der Orgel der Stadtkirche die Fuge aus "Toccata und Fuge in C-Dur." Damit ging ein Abend zu Ende, bei dem alles zusammenpasste: das Werk, der Ort, eine rundum gelungene Aufführung und der große Zuspruch des Publikums. Bleibt nur zu wünschen übrig, dass wir Ähnliches bald wieder einmal erleben.

 

Zur Entstehung und zum Inhalt des Musicals

Das preisgekörnte Musical wurde am 9. Juli 2000 in Leipzig anlässlich des 250. Todesjahres des Thomaskantors uraufgeführt.

Die übermenschliche Figur des Komponisten Bach wird in seinem ganz nüchternen und realen Eingebundensein in das Spannungsfeld zwischen Schule - Kirche - Rathaus - Universität- Familie gezeichnet. Bach wird weniger als Person, sondern vielmehr in seiner Musik anwesend sein, weil es die Musik ist, in der er für uns heute immer noch lebt. Aus diesem Grund enthalten alle musikalischen Nummern von "Krach bei Bach" versteckte oder offene Motive oder Melodien aus Bachscher Musik.

 

Mitwirkende Arbeitsgemeinschaften:

- Theater-AG Gerald Schelle
Assistenz: Eva Schelle, Birte Hapersberger
- Jugendchor Christian Römer
- Kammerchor Peter Joas
- Orchester / Gesamtleitung Christian Römer
- Orgel Klaus Rothaupt


Sehen sie eine Szene "Der Briefträger kommt"