Hohenstaufen-Gymnasium Göppingen
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Schüler stärken Erinnerungskultur

Göppingen / Maximilian Haller 16.05.2018

Die Neuntklässler des Hohenstaufen-Gymnasiums haben eine selbstgestaltete Gedenkskulptur für Göppinger Zwangsarbeiter enthüllt.
Ein Stück Erinnerungskultur machte die Klasse 9c des Hohenstaufen-Gymnasiums gestern auf dem Göppinger Hauptfriedhof sichtbar. Im Rahmen des Modellprogramms „Kulturagenten für kreative Schulen in Göppingen“ hatten die Schüler den Gedenkstein für die in der Stadt eingesetzten Zwangsarbeiter angefertigt.

Die Idee zu dem Projekt hatte Jonas Takors: Seit langer Zeit begleitet der Geschichtslehrer zusammen mit dem Hohenstaufen-Gymnasium immer wieder den Volkstrauertag. „Dabei ist mir aufgefallen, dass nur auf deutschen Gäbern Kerzen standen und nie auf denen der ehemaligen Zwangsarbeiter.“ Das müsse sich ändern und inklusiver sein, dachte sich Takors damals. Mit seiner neunten Klasse behandelt er im Moment die NS-Zeit. Dort kam dann die Überlegung auf, das Gedenken an die Opfer der Nazis aktiver zu betreiben.

„Die Aktion war von Anfang an als Kunstprojekt geplant“, berichtete Takors. Zusammen mit dem Stuttgarter Bildhauer Uli Gsell entstand ein Gedenkstein zu Ehren der Zwangsarbeiter. Es sei ihm ein Anliegen gewesen, dieses spezielle Thema gemeinsam mit den Neuntklässlern zu vertiefen, erzählte Gsell. Auch der handwerkliche Aspekt bei dem Projekt sei ihm wichtig gewesen: „Das ist Geschichte, die nicht nur abstrakt ist, sondern auch durch die Hände geht.“

Obwohl es sich hierbei um ein Thema handle, das befangen machen könne, habe er die Schüler als engagiert erlebt, sagt der Bildhauer. Schön sei zudem, dass durch die intensive Beschäftigung mit der Thematik diese auch im Gedächtnis haften bleibe.

Bei der Einweihung des 400 Kilogramm schweren Steins auf dem Hauptfriedhof lobte Göppingens Erste Bürgermeisterin Almut Cobet gestern den Einsatz. „Wir haben eine ausgeprägte Erinnerungskultur in Göppingen“, sagte Cobet, „und die Schüler stellen sich dieser Kultur“ Der Klasse gelte darüber hinaus Respekt für ihre Entschlossenheit, das Projekt auch nach der Enthüllung des Denkmals weiter zu tragen. Takors betonte ebenfalls, dass die Neuntklässler sich bereit erklärt hätten, die Gräber jeweils am Volkstrauertag zu besuchen und zu pflegen. Überhaupt hätten die Schüler „Spätschichten“ geschoben, um den Gedenkstein zu verwirklichen.

Obwohl der Stein bereits im November fertiggestellt war, musste er noch den demokratischen Prozess durchlaufen. Vor dem Gemeinderat habe die Klasse laut Takors ihr Anliegen selbstsicher vorgetragen. Der Jugendgemeinderat sowie der Kulturausschuss haben dem Projekt schnell zugestimmt.

Insgesamt sei er froh, dass so viele Schüler mitgemacht hätten, erzählte Takors. Auch die Kulturagentin der Stadt, Kerstin Schaefer, war voller Lob für die 9c: „Die Schüler haben Erinnerungskultur verändert, aktiviert und mit erweitert“.

Dieser Artikel in der NWZ online

Informationen zur Vorgeschichte und Entstehung dieses Kulturagenten-Projektes