Hohenstaufen-Gymnasium Göppingen
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Von Riga bis nach Vilnius – Studienfahrt ins Baltikum vom 21. bis 26. September 2014

Zwei Länder, zwei Hauptstädte, zwischendrin noch ein Abstecher ans Meer und das alles in sechs Tagen. Wir hatten uns viel vorgenommen für unsere Studienreise ins Baltikum, die am Sonntagmorgen um 4.57 Uhr im Zug von Göppingen nach Stuttgart ihren Anfang nahm. Von dort ging es weiter nach Frankfurt, wo wir zunächst einen kleinen Marathon über Deutschlands größten Flughafen zurücklegten, bevor uns das Flugzeug sicher nach Riga brachte. Hier wurden wir von unserer sehr netten und kompetenten lettischen Reiseleiterin in Empfang genommen, die uns, nachdem wir unsere Zimmer im zentral gelegenen Hostel bezogen hatten, durch die bezaubernde, originalgetreu restaurierte Altstadt Rigas führte, die das typische Bild einer mittelalterlichen Hansestadt vermittelt. Einen krassen Gegensatz stellte die Führung im Okkupationsmuseum dar, die von der Besatzung durch die deutschen Nationalsozialisten und die Sowjetunion berichtete.
An unserem zweiten Tag in Riga stand die bewegte jüdische Geschichte der Stadt auf dem Programm. Wir besuchten  die Synagoge und das Jüdische Museum, fuhren zu zwei außerhalb Rigas im Wald gelegenen Gedenkstätten, an denen während des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Besatzung zahllose Juden nicht nur aus Riga, sondern aus ganz Europa, darunter auch aus Göppingen, erschossen wurden. Ein Ort, der uns ebenfalls sehr betroffen machte, war das Ghetto-Museum, das von einem weiteren Kapitel des furchtbaren Schicksals der Rigaer Juden unter der nationalsozialistischen Herrschaft berichtet.

Als Ort für das Abendessen hatten wir uns ein ukrainisches Restaurant ausgesucht. Auf dem Weg dorthin zeigte uns unsere Reiseführerin eine Auswahl der schönsten der insgesamt über 800 Jugendstilhäuser, die der Kulturhauptstadt 2014 ihr besonderes Flair verleihen. Nach diesem erlebnisreichen Tag war das leckere Vier-Gänge-Menü, das uns im ukrainischen Restaurant erwartete, ein gelungener kulinarischer Abschluss.
Am Morgen des nächsten Tages wartete bereits unsere litauische Reiseleiterin auf uns, um uns mit einem kleinen Zwischenstopp am „Berg der Kreuze“ in die litauische Hafenstadt Klaipeda zu bringen, die bis 1920 die nördlichste Stadt Deutschlands war und Memel hieß. Für besondere Begeisterung sorgte dann unsere Unterkunft in Klaipeda – gemütliche Zwei- und Dreibettzimmer mit einem außergewöhnlichen Frühstücksservice: Jeden Morgen stand ein kleiner Picknick-Korb mit allen möglichen Frühstücksutensilien vor der Tür.
Am vierten Tage unserer Reise brachen wir schon früh morgens auf, um nach einer kurzen Fahrt mit der Fähre auf die Kurische Nehrung zu gelangen, einem 98 km langen Landstreifen, von dem heute 52 km zu Litauen und 46 km zu Russland gehören. Sie trennt das Kurische Haff von der Ostsee. Hier besuchten wir zunächst den sogenannten Hexenberg, ein Waldstück voller magischer Figuren, die von litauischen Märchen und Sagen berichten. Vom verzauberten Wald ging es weiter zum ehemaligen Ferienhaus des deutschen Schriftstellers Thomas Mann, der ebenfalls so verzaubert von der Kurischen Nehrung gewesen war, dass er sich dort Ende er 1920er Jahre sein eigenes Ferienhäuschen errichten ließ, das heutzutage für alle interessierten Besucherinnen und Besucher seine Pforten geöffnet hat. Über eine beeindruckende Dünenlandschaft wanderten wir weiter zum Strand, wo einige Mutige trotz kühler Temperaturen und starkem Wind ein kurzes Bad in der Ostsee wagten.

Von Klaipeda aus brachen wir am nächsten Tag auf nach Vilnius, der Hauptstadt Litauens. Einen Zwischenstopp machten wir in Trakai, der sogenannten Inselstadt. Berühmt ist die Stadt für ihre imposante gotische Wasserburg, die im Galve-See gelegen und über zwei Holzbrücken erreichbar ist.

Angekommen in Vilnius waren wir zunächst fasziniert von der wunderschönen Altstadt, die zu den am besten erhaltenen Innenstädten Europas gehört. 200 Gotteshäuser, Türme und Kuppeln sowie eine beinahe italienisch anmutende Lebensart vermitteln das Gefühl, sich im „Rom des Ostens“ zu befinden. Gleichzeitig ist aber auch der Einfluss der jüngeren Geschichte, die erzwungene Zugehörigkeit Litauens zur ehemaligen Sowjetunion, in der Stadt hautnah erfahrbar. Im KGB-Museum erhielten wir einen bleibenden Eindruck von den unmenschlichen Verhör- und Foltermethoden, mit denen der Geheimdienst versuchte, Geständnisse aus den Gefangenen herauszupressen.

Unsere erlebnisreiche und sehr abwechslungsreiche Studienfahrt ins Baltikum endete schließlich mit einem kleinen Spaziergang zum Parlamentsgebäude, wo ein Denkmal an die getöteten Zivilisten vom 13. August 1991 erinnert, als zahlreiche Litauer am Fernsehturm von Vilnius für ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion protestierten.